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Генконсульство України домоглося відкриття пам'ятної дошки на міжнародному меморіалі Нойєнгамме
Veröffentlicht am 05 Mai 2025 Jahr 15:52

Am 4. Mai 2025 wurde in der Internationalen Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg eine neue Gedenktafel enthüllt, die die Namen von 70 Ländern enthält, aus denen die Häftlinge dieses Konzentrationslagers stammten. Die Erweiterung der 1965 errichteten Gedenkstätte war der entschiedenen Haltung des Generalkonsulats der Ukraine in Hamburg zu verdanken, das in den Jahren 2021 und 2022 öffentlich gegen das Fehlen einer Erwähnung der Ukraine auf dem Gelände des Komplexes protestierte, obwohl die Ukrainer die größte Gruppe der Neuengamme-Häftlinge stellten. Das alte Denkmal enthält eine Gedenktafel mit der Aufschrift „UdSSR“ (CCCP) sowie einer Erwähnung von 22 Ländern der Welt. Dank der aktiven Informationsarbeit der Vertretung, die auch von vielen lokalen Medien aufgegriffen wurde, gelang es, den Beschluss des Hamburger Senats aus dem Jahr 1999, einen weiteren Ausbau des Komplexes abzulehnen, zu revidieren.


An der feierlichen Eröffnung der neuen Betontafel mit einem Durchmesser von drei Metern, deren Gestaltung und Montage insgesamt drei Jahre in Anspruch nahm, nahmen zahlreiche Gäste teil, darunter auch Vertreter des Senats, der Bürgerschaft und des Konsularischen Korps. Die Ukraine war neben den Mitarbeitern der Einrichtung auch durch eine Delegation von Angehörigen ehemaliger KZ-Häftlinge – unseren Landsleuten – vertreten. Die Rede von Generalkonsulin Iryna Tybinka über den hohen Preis, den die Ukraine im Zweiten Weltkrieg zahlte, und ihren Beitrag zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus sowie die Parallelen zum heutigen russischen Krieg gegen die Ukraine wurde von den deutschen Medien häufig zitiert und fand beim Publikum großen Anklang.

Rede der Generalkonsulin der Ukraine Dr. Iryna Tybinka

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. von Wrochem,

Sehr geehrte Frau Dr. Letterie,

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Besonderheit der heutigen ukrainischen Kriegsdiplomatie liegt darin, ehrlich zu sein und die Dinge beim Namen zu nennen.

Besonders im Gespräch mit Freunden und Gleichdenkenden.

Da ich mich heute hier in freundschaftlicher Runde befinde, muss ich zugeben, dass ich verwirrt war, als die Skizze der neuen Gedenkplatte mir zum ersten Mal gezeigt wurde.

Ich wusste nicht, wie sie interpretiert werden könnte - als eine lang erwartete Errungenschaft oder als einen Versuch, die historische Erinnerung zu verschleiern.

So weit entfernt war das Ergebnis von dem Impuls, der im Jahr 2022 zu der Entscheidung führte, das Ensemble des Internationalen Mahnmals zu erweitern.

Damals sprachen wir über die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit für die Ukrainer, die wenn nicht gar die größte Gruppe der Häftlinge im Konzentrationslager darstellten.

Und für das ukrainische Volk, das große Verluste erlitt - mehr als 8 Millionen Tote.

Darunter 1,5 Millionen vernichtete ukrainische Juden.

Und in Bezug auf das ukrainische Land, das mit dem Blut zahlreicher Schlachten getränkt war und eine der größten Zerstörungen erlitt - 40 % aller durch den Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion zerstörten Städte lagen in der Ukraine.

Insgesamt über 700 ukrainische Städte und 28 tausend Dörfer wurden vom Antlitz der Erde getilgt.

Vor drei Jahren sprachen wir darüber, hier einen gesonderten Ort zu schaffen, der es ermöglichen würde, die Erinnerung an den blutigen Preis zu ehren, den die Ukraine im Zweiten Weltkrieg gezahlt hat.

Im Grunde sprachen wir über die Verkörperung des Slogans, der 1965 auf der Stele hier eingraviert wurde – „Euer Leiden, euer Kampf und euer Tod sollen nicht vergebens sein“.

Das Vorhandensein eines Steins mit der Aufschrift UdSSR (CCCP) in dem Ensemble hat die berechtigte Kritik noch verstärkt.

Insbesondere nach damals 31 Jahren des Zusammenbruchs des Staates, der zusammen mit Hitler-Deutschland für den Beginn des größten Massenmordes in der Geschichte und für die Millionen von verlorenen Menschenleben verantwortlich war.

Insbesondere vor dem Hintergrund der Monopolisierung des Sieges von 1945 durch Russland und seiner Instrumentalisierung des gesamten Erbes des Zweiten Weltkriegs, dass es als Nachfolger dieses verbrecherischen kommunistischen Reiches proklamierte.

Insbesondere im Kontext des in Europa anhaltenden unprovozierten Vernichtungskrieges, der von Stalins ideologischem Nachfolger, Wladimir Putin, angeheizt wurde.

Und um diesen zu rechtfertigen, bedient sich die russische Propaganda aktiv der Thesen und Konzepte aus der Zeit des Kampfes gegen den Nationalsozialismus.

Sie verzerren und manipulieren sie völlig zu ihrem eigenen Vorteil.

Das Wissen um all diese schwere Last, dieses tiefe Trauma meines Volkes - sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart - hat meine erste, eher zwiegespaltene Reaktion hervorgerufen.

Herr von Wrochem erinnert sich wahrscheinlich daran.

Aber später kam eine andere Wahrnehmung.

Ausgewogener und bewusster.

Objektiver.

Sie wurde durch die Lektüre der Memoiren ehemaliger ukrainischer Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge geprägt.

In diesen Memoiren ging es nicht allein um die Schmerzen, die Angst und die Misshandlungen, die sie in der Gefangenschaft erlebten.

Sie erzählten auch von denen, die dieses Kreuz mit ihnen trugen - ihre Freunde im Leid aus Frankreich, Polen, den Niederlanden oder sogar Suriname, wo Herr Vincent de Kom herkommt.

Sie betonten eine einfache Wahrheit: Krieg unterscheidet nicht nach Nationalität.

Er unterscheidet auch nicht nach sozialem Status, Bildung oder politischen Präferenzen.

Der Krieg zermalmt alle.

Zur Objektivität der Wahrnehmung trug die Erkenntnis bei, dass es sich bei den 70 Ländern, die auf der neuen Gedenkplatte aufgeführt sind, nicht nur um eine Liste von Herkunftsländern der Häftlinge des KZ-Neuengamme handelt.

Diese lange Liste von Ländernamen, die sich über alle Kontinente der Welt erstreckt, ist ein Beleg für das Ausmaß der damaligen Katastrophe und eine Bestätigung des bekannten Axioms - Krieg kennt keine Grenzen.

Ich bin sicher, dass unter denjenigen, die sich später in den Folterkammern der Nazis wiederfanden, auch Menschen waren, die in den 1930er Jahren nicht glaubten, dass das, was in einem Nachbarland geschah, sie betreffen könnte.

Die tragische Realität hat ihnen später bewiesen - es gibt keine fremden Kriege.

Vor allem, wenn sie von totalitären Regimen geführt werden, für die der Wert und die Würde des menschlichen Lebens ein leerer Klang ist.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie alle kennen die Redewendung, dass die Geschichte in einer Spirale verläuft.

Diese Behauptung wird oft von Politikern und Historikern verwendet.

Am 29. Januar dieses Jahres veranstaltete der Bundestag eine Sondersitzung zum Gedenken an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus.

Die Hauptrede hielt ein ukrainischer Bürger Roman Schwarzman.

Er hat als Kind das Ghetto überlebt.

Von der Tribüne des deutschen Parlaments sagte er: „Hitler wollte mich umbringen, weil ich ein Jude bin.

Jetzt versucht Putin, mich zu töten, weil ich ein Ukrainer bin“.

Seine Worte unterstreichen die ganze Wahrheit über die Spirale der Geschichte.

Die Gedenkplatte verläuft ebenfalls in einer Spirale.

Ich weiß nicht, ob die Urheber des Projekts diesem Gedenkkreis die gleiche Bedeutung beimessen wie ich.

Aber gerade für sie möchte ich danken.

Denn dieser Muster ist eine weitere Mahnung an uns alle – diejenigen, die nichts aus der Geschichte gelernt haben, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Ich danke auch der Leitung und allen Mitarbeitenden der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen.

Für ihre unermüdliche Arbeit und die Erhaltung des historischen Gedenkens.

Für die Bemühungen, der Erinnerung nach 80 Jahren eine objektive Form zu geben, die nicht durch die Idealisierung der umstrittenen Helden oder alte Propagandamythen geschönt ist.

Ich hoffe sehr, dass diese Arbeit zur Hervorhebung der historischen Wahrheit fortgesetzt wird.

Nicht so sehr um der Vergangenheit willen, sondern um der Zukunft unserer Zivilisation willen.

Ich danke Ihnen für die Tafel selbst.

Sie erweitert nicht nur die Geografie der Häftlinge dieses Konzentrationslagers, sondern stellt auch die historische Gerechtigkeit für viele diejenigen wieder her, die vergessen worden sind.

In einer Zeit, in der wieder einmal ein totalitäres Regime die vernichtende Aggression des Revanchismus ausübt, in der die Stimmen der Rechtsextremisten immer selbstbewusster werden und in der ein erheblicher Teil der demokratischen Gesellschaft es vorzieht, die Augen vor dem zu verschließen, was um sie herum geschieht, um ihrer inneren Bequemlichkeit willen, sollte diese Tafel als Mahnung und Warnung dienen - die Geschichte entwickelt sich zwar in einer Spirale, kann aber variieren.

Welche Variante der Entwicklung realisiert wird, hängt von der Entscheidung eines jeden Einzelnen von uns ab.

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