Am 1. Mai 2023 wird das Altonaer Theater die Prämiere eines Theaterstücks aufführen, welches auf der Grundlage des Buches des russischen Berufssoldaten Pawel Filatjew basiert, der seit 2014 als Mitglied der russischen Streitkräfte an der Besetzung der ukrainischen Krim beteiligt war, im Februar 2022 die Ukraine angegriffen und vor seiner Verletzung einige Monate lang gegen die Ukraine und ihr Volk gekämpft hat. Das Stück soll bis zum 25. Juni 2023 laufen.
Auf seiner Website stellt das Altonaer Theater den Hintergrund des Stücks wie folgt dar:
„"Sie haben Barbaren aus uns gemacht", so das Fazit des ehemaligen Fallschirmjägers Pawel Filatjew, der mit russischen Invasionstruppen im Februar 2022 am Einmarsch in die Ukraine teilnahm.
Sein spektakulärer Bericht "ZOV" über unhaltbare Zustände in der Truppe, inkompetente Befehlshaber, defekte Militärtechnik, anhaltendes Informationschaos, Willkür, Korruption, Mangelernährung, brutaler Drill und sinnlose Verwüstung, ist benannt nach Markierungen auf russischen Armeefahrzeugen, die als Kriegssymbol der Invasoren traurige Berühmtheit erlangten.“
Das Generalkonsulat der Ukraine ist empört über die Absichten des angesehenen Hamburger Theaters, auf diese Weise eine Person zu popularisieren, die jahrelang vorsätzlich verbrecherische Befehle des russischen totalitären Regimes ausgeführt hat, darunter die Eroberung und Zerstörung der Ukraine. Der Autor bedauert, wie der Inhalt des Buches zeigt, lediglich eines: dass die Eroberung der Ukraine aufgrund schlechter Ausbildung und unzureichender materieller Unterstützung der russischen Armee nicht erfüllt wurde. Man fragt sich, was das Altonaer Theater aufgeführt hätte, wäre die sogenannte „Spezialoperation“, wie vom Kreml geplant, in drei Tagen „erfolgreich“ abgeschlossen worden. Hätte man das Buch der gleichen Person präsentiert, aber dann über die erfolgreiche Zerstörung einer ganzen europäischen Nation und die rücksichtslose Bereitschaft der russischen Armee, weiterhin neue Territorien zu erobern, um die imperialistischen Ambitionen der Russischen Föderation zu befriedigen?
Die Inszenierung der Ideen des Buches ist nichts anderes als ein Versuch, die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verwischen, Vergewaltiger und Mörder mit den Opfern gleichzusetzen und Handlungen zu rechtfertigen, die als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft werden. Darüber hinaus sehen die Ukrainer, die in Deutschland Schutz vor dem Krieg gefunden haben, darin einen Versuch, die Heldentaten der ukrainischen Verteidiger zu schmälern, die die Invasion der russischen Armee 432 Tage lang unter Einsatz ihres Lebens aufgehalten haben. Einer Armee, die in Butscha, Irpin, Izyum, Mariupol und jetzt in den besetzten Gebieten der Ukraine gezeigt hat, dass sie nicht nur aus "Barbaren", sondern auch aus Vergewaltigern, Folterern, Plünderern und Mördern besteht. Der Armee, die jetzt Bachmut und Avdiivka auslöscht und auf Zivilisten in Uman, Dnipro, Cherson und vielen anderen Städten der Ukraine schießt.
Die Handlungen aller Soldaten der russischen Armee und insbesondere von Berufssoldaten wie Pawel Filatjew sollten gründlich auf Kriegsverbrechen untersucht werden und nicht von der zivilisierten Theatergemeinschaft popularisiert werden.
Die Tatsache, dass die Titel des Buches und der Aufführung die s.g. neuen Hackenkreuze enthalten, wie in der oben erwähnten Anmerkung des Theaters vermerkt, verdient besondere Aufmerksamkeit. Nach europäischem Recht gelten diese beiden Zeichen als Propaganda und Unterstützung des russischen Angriffskrieges und können strafrechtlich geahndet werden.
Ein wichtiges Indiz für die Haltung des Verfassers dieses berüchtigten Berichts ist, dass das Buch völlig frei von Reue für das ist, was sein Heimatland und seine Kameraden dem ukrainischen Volk derzeit zufügen. Er entschuldigt sich nicht für die Verbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung und ihre zahlreichen Morde. Er übt keine aufrichtige Kritik an Putin und fordert keine Wiedergutmachung für die Zerstörung, die den Ukrainern zugefügt wurde.
Wir betrachten seinen Bericht nicht als ein "spektakuläres" Phänomen, sondern als eine Missachtung des Schmerzes und des Leidens von Dutzenden Millionen Ukrainern, deren Leben sich durch Russlands Zerstörungskrieg für immer verändert hat.
Das Generalkonsulat hat sich in einem Schreiben vergangene Woche an den Intendanten des Altonaer Theaters gewandt, in dem es die empörende und inakzeptable Entscheidung seines Hauses bewertet, einer Person das Wort zu erteilen, deren Werk von vielen Experten als Teil einer Propagandaoperation russischer Geheimdienste zur Verharmlosung russischer Kriegsteilnehmer angesehen wird, und fordert, dass das auf seinem Buch basierende Stück nicht gezeigt wird.
Da die Premiere des Stücks am 1. Mai noch läuft, rufen wir die Hamburger Behörden, sowie Bürgerinnen und Bürger, denen wir für ihre aufrichtige Solidarität mit der Ukraine und ihrem Volk dankbar sind, auf, diese Aktionen zu verurteilen und das Altonaer Theater aufzufordern, die demokratischen Werte, welche die ukrainischen Soldaten heute verteidigen, nicht unter dem Vorwand der Kunstfreiheit zu verhöhnen und einem Vertreter der russischen Streitkräfte, der an russischen Kriegsverbrechen beteiligt war und sie begangen hat, das Stimmrecht zu erteilen, um eben diese Verbrechen zu rechtfertigen.